10 Jahre Glockenturm in Theisa

Der vom Traditionsverein organisierte Anlass erfreute viele Einwohnerinnen und Einwohner von Theisa und lockte einige Gäste aus nah und fern an. Der Glockenturm wurde von Theisaer Frauen und Kinder mit dem Theisaer Heimatlied besungen. Rudolph Pachtmann begleitete rassig mit seinem Akkordeon.
Film: Monika Liepe, Theisa
Theisaer Heimatlied zum Herunterladen: Theisaer Heimatlied
Ansprache von Andrea Arndt, Traditionsverein Theisa e.V.
Schon sehr früh wurden Gotteshäuser mit Türmen versehen, worin große Glocken aufgehängt wurden, die nun zu allererst den Tagesrythmus begleiteten. Menschen, die ja noch keine Uhren kannten, wussten so, wann die Arbeit beginnen und enden konnte oder eine Pause eingelegt werden durfte. Die Glocken erinnerten an die täglichen Gebetszeiten und luden zu den Gottesdiensten ein. Das ganze Leben wurde vom Geläut der Glocken begleitet: von der Taufe eines Kindes, der Konfirmation, der Hochzeit, bis hin zum Tod und Bestattung. Krieg und Frieden wurden eingeläutet.
Auf den ersten Blick haben Glocken im Zeitalter von Computer, Handy und X-Box ihre Bedeutung verloren. Und dennoch gibt es viele Menschen, die sie nicht missen möchten. Unsere Glocke ist für uns eine große Bereicherung unseres Lebensumfeldes und gehört einfach zum Tagesablauf.
Die Theisaer Glocke hat eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich. Die Glocke wurde um 1827 von der Firma Reisinger gegossen. Unsere Glocke ist eine der wenigen Glocken, die durch diese Gießerei gegossen wurden. Auch auf welchem Wege die Glocke damals nach Theisa kam ist bis heute ungeklärt.
Nach dem Justizamtmann Christian August Schulze um 1785 das Rittergut für 8500 Thaler gekauft hatte, ließ er eine Schule errichten, welche als mit Brettern verkleideter Fachwerkbau ausgeführt wurde. Aller Wahrscheinlichkeit hing die Glocke anfangs in einem kleinen Türmchen auf dem Dach dieser Schule oder in einem einfachen hölzernen Glockenturm, welcher in der Nähe der Schule stand. Man kann nicht mehr genau sagen ob die Glocke schon beim Schulumbau 1859 oder erst um 1914 weichen mußte, aber man muß den Bau des in Fragmenten bis in die 50er Jahre vorhandenen eisernen Glockenturm wohl in diesen Zeitraum datieren.
Der eiserne Glockenturm wurde gegenüber dem Gasthof Lehmann aufgestellt. Als mit dem Bau des Pumpenhauses begonnen wurde musste der Turm allerdings seinen Platz räumen. Durch den damaligen Bürgermeister Paul Richter wurde seine Umsetzung veranlasst. Die stark verrosteten unteren Segmente wurden entfernt und der nun gekürzte Turm samt Glocke am oberen Rand des Friedhofes aufgestellt, wo er bis zur Wende blieb. Nach einem mißlungenem Umlagerungsversuch Anfang der 90er Jahre, bei dem die Glocke glücklicherweise heil geblieben war, wurde der alte Glockenturm endgültig verschrottet und die Glocke vorerst sichergestellt.
Einige Jahre später fasste der Theisaer Traditionsverein den Plan, der Glocke ein neues Zuhause auf dem Dorfanger zu geben. Es war ein langer, anstrengender Weg diesen Entschluss in die Tat umzusetzen, denn es mußten erst einmal tatkräftige Mitstreiter und Sponsoren gefunden werden. Doch auch als die ersten Schwierigkeiten überwunden waren, wurden die Probleme nicht kleiner, es begann der lange Weg durch das Dickicht der Behörden und Verordnungen. Es mußten Anträge gestellt, lange Gespräche geführt und die Verantwortlichen der Stadt für das Projekt gewonnen werden. Nach dem diese Hürden genommen und die Wünsche und Einwände aller Betroffenen gebührend berücksichtigt waren, konnte man Ende 2001 die Restaurierung der Glocke bei der Glockengießerei in Lauchhammer beauftragen. Im Zuge der Restauration wurde die Glocke auch gleich mit einem elektrischen Läutwerk versehen, um sie vor mißbräuchlicher Benutzung zu schützen.
Am 14. Juni 2002 wurde der Glockenturm im Rahmen der Feierlichkeiten zur 800 Jahr Feier unseres Ortes feierlich eingeweiht.